In den letzten Jahren haben sich Recruiting Trends in eine spannende Richtung entwickelt. Stellen werden längst nicht mehr ausschließlich auf Basis hoher Qualifikationen besetzt. Es zählt vor allem, wie flexibel sich der neue Mitarbeiter in das Unternehmen einfügt und was er selbst einbringen kann. Diese Fähigkeiten werden zu einem raren Handelsgut, für das die Bewerber häufig selbst den Preis bestimmen. Wir haben für Sie zusammengestellt, welche Recruiting Trends wir für 2019 aufziehen sehen und welche Rolle neue Technologien dabei spielen werden.

Recruiting Trends © marekuliasz/Shutterstock.com

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Employer Branding und Markenimage

Was muss ein guter Arbeitgeber einem qualifizierten Mitarbeiter im Job heute bieten, das andere Arbeitgeber nicht leisten? Immer häufiger lautet die Antwort darauf: ein attraktives Unternehmensimage. Seit Jahren halten Experten Firmen dazu an, diesen Recruiting Trend ernst zu nehmen. Denn ohne starke Brand Identity und ein top Image als Arbeitgeber bleiben Stellen unbesetzt. Mitarbeiter suchen keine Stelle mehr, die besonders zuverlässig bezahlt wird, sondern einen Job, mit dem sie sich identifizieren können. So wie auch Kunden immer öfter Verträge kündigen, wenn sich Unternehmen ihres Empfindens nach unethisch verhalten oder politisch kritisch positionieren, so möchten auch Mitarbeiter nicht für die falschen Werte einstehen.

Das Arbeitgeberimage, auch als Employer Branding bezeichnet, greift jedoch noch einen weiteren Faktor auf, nämlich, wie bisherige Angestellte ihre Arbeit sehen. Im Jahr 2018 wurden zahlreiche Unternehmen mit einer schlechten Work-Life-Balance als unattraktiv bewertet. Hier rückten einige Gaming Companies in den Fokus, weil sie Arbeitstage von bis zu 16 Stunden für ihre Mitarbeiter als großen Erfolg für sich selbst werteten. Die Recruiting Trends machen klar, dass diese Unternehmen es in Zukunft schwierig haben werden.

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Bewerbungsprozesse mit Skillcheck

Recruiter identifizieren immer wieder Fachkräfte, die laut Internetprofil und Résumés vermeintlich perfekt auf eine Stelle passen. Im Arbeitsalltag zeigt sich dann schnell, dass Fähigkeitsprofile immer wieder durch den Bewerber überschätzt werden. Aus der qualifizierten Fachkraft wird plötzlich ein schwieriger Mitarbeiter, der viel Zeit zur Einarbeitung in herausfordernde Arbeiten benötigt. Mit einem Skillcheck wäre der Bewerber bereits in der Aufnahmeprozedur der möglichen Kandidaten durch das Netz gefallen. Der Test der angegebenen Fähigkeiten direkt im Bewerbungsprozess ist einer der Recruiting Trends 2019.

Ob man hier jedoch von einem neuen Trend sprechen kann, oder nicht vielmehr eine Wiederauferstehung eines veralteten Verfahrens feiern muss, ist fraglich. Schließlich waren Einstellungstests in einer zusätzlichen Bewerbungsrunde schon vor Jahrzehnten in vielen Branchen üblich. Kleinere Unternehmen trauen sich zudem oft nicht, konsequent zu testen, was an dem Bewerbungsprofil wirklich dran ist. Und für die fachmännische Überprüfung externen Rat einzunehmen, ist teuer. Recruiter können nicht fachlich beurteilen, wie gut eine Programmierleistung, ein Designprojekt oder ein beauftragter Projektplan wirklich sind. Sie garantieren lediglich dafür, dass der Kandidat eine aktuelle Aufgabe im Rahmen der angegebenen Fähigkeiten ausführt. Diese Aufgabe muss jedoch nicht im offenen Rahmen der Stellenbesetzung geschehen. Zu den Recruiting Trends gehört es daher auch, sich eher an den möglichen Mitarbeiter heranzutasten und den Auftrag möglicherweise erst einmal regulär bezahlt frei zu vergeben. Das Ergebnis wird dann ausgewertet und der Job bei Bestehen der Aufgabenstellung angeboten.

Anonymisierte und automatisierte Auswahlverfahren

Die anonyme Bewerbung hat sich in Deutschland nie durchgesetzt, obwohl sie seit einigen Jahren weltweit testweise genutzt wird. Dennoch könnte diese Art der Bewerbung einen der wichtigsten Recruiting Trends 2019 darstellen. Sie zählt dabei zu den Neuerungen im Recruitment, für die Unternehmen erst gepitcht werden müssen, um ihnen die Vorteile zu vermitteln. In der Regel suchen Recruiter Personen gezielt auf. Sie haben ein Anforderungsprofil im Kopf und suchen auf Jobbörsen und in Netzwerken nach Mitarbeitern, die diesem Profil entsprechen. Anonymität wird dadurch möglich, dass nach passenden Endresultaten gesucht wird, statt nach Menschen. Sie suchen nach einem Architekten, der in der Vergangenheit perfekte Arbeit mit Glasmodulen abgeliefert hat? Ein Blick auf die neu errichteten Bauten mit Glasfassade oder Glas-Interior zeigt Ihnen als Recruiter an: Da versteht jemand sein Handwerk. So schlagen die Recruiter dem Unternehmen diesen Architekten als potentiellen Mitarbeiter vor, ganz gleich, ob und wie er menschlich für die Stelle geeignet ist.

Ein anderer Weg, nach passenden Bewerbern zu suchen, ist die Auswertung der Profile durch einen Algorithmus. Einer der besonderen Recruiting Trends ist es, ein Voice Match für Roboter zu suchen. Der Maschine ist das Profil des neuen Mitarbeiters egal: Wer am effizientesten mit dem Smart Device kommunizieren kann, erhält den Job. Gängiger ist die Methode, Interessierte einen Fragebogen online einreichen zu lassen. Anhand der Antworten sucht der Algorithmus, geschlechter- und demografieunabhängig, den passenden Kandidaten heraus. Unternehmen werden so diverser und umgehen auch den „human error“, Vorurteile gegenüber Namen, optischen Eindrücken und kulturellem Background in den Entscheidungsprozess mit einfließen zu lassen.

Weitere wichtige Recruiting Trends

Zu den Recruiting Trends 2019 wird auch der weitere Ausbau der Kommunikation mit Personalagenturen im europäischen Ausland zählen. Pflege- und Medizinbranche, aber auch Logistik und Bildungsträger haben qualifizierte Kräfte aus dem Ausland längst als Top-Besetzung ihrer offenen Stellen entdeckt. Vor allem mittelständische Unternehmen haben aufgrund bestehender Vorurteile noch immer Berührungsängste mit europäischem Personal. In Sachsen haben im letzten Jahr Schulen und Kindertagesstätten begonnen, Betreuungspersonal und Lehrer aus Osteuropa zu engagieren. Sprachliche und kulturelle Probleme blieben bisher aus. In der Pflegebranche hat man die Suche bis nach Südasien ausgeweitet. Besonders der Technologie- und Ingenieursektor könnte von diesem Trend profitieren.

Zu der Optimierung des eigenen Arbeitgeberimages gehört es heute auch, moderne Arbeitskonditionen zu bieten: Homeoffice-Tage, flexible Arbeitszeiten und die Bereitstellung hochwertiger Elektronik sollten daher als einer der wichtigsten Trends in der Mitarbeitersuche betrachtet werden. Nur wenn die Ausschreibung auf diese wichtigen neuen Arbeitsmodelle eingeht, wird die Stelle überhaupt erst attraktiv für jüngere Mitarbeiter.

Um für Bewerber sichtbar zu sein, müssen Unternehmen unbedingt in sozialen Netzwerken, mit mobilen Apps und im Netz vertreten sein. Struktur und Nutzungsverhalten des Internets haben sich in den letzten Jahren drastisch gewandelt. So nehmen einige Nutzer eine Stellenanzeige überhaupt nur noch wahr, wenn sie in ihrer Timeline auf Facebook oder Twitter erscheint, oder wenn man sie aktiv auf einem der Jobportale wie Monster, XING oder LinkedIn kontaktiert. Hier liegt nicht nur ein großes Potential für Unternehmen, Nutzer zwischen 16 und rund 60 Jahren effizienter zu erreichen, sondern auch eine Gefahr: Die falsche Nutzung der Portale kann das Arbeitgeberimage auch ruinieren; nämlich, wenn man als Spam oder aufdringliches Unternehmen mit wenig Bewusstsein für neue Medien wahrgenommen wird. Ein fähiges Social Media Team ist in Recruiting-Fragen daher unabdingbar.

Verraten Sie uns: Welche Recruiting Trends sehen Sie für das Jahr 2019? Und welche Methoden haben sich in Ihrem Unternehmen als zielführend erwiesen?