Motivierte, zufriedene und vor allem gesunde Mitarbeiter sind das Kapital jedes erfolgreichen Unternehmens. Ohne Mitarbeiter, die sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen und sich ihrer vollen körperlichen und geistigen Leistungskraft erfreuen, kann sich kein Unternehmen langfristig am Markt behaupten. Die betriebliche Gesundheitsförderung ist eine Möglichkeit, um langfristig eine Win-win-Situation für Unternehmen und ihre Mitarbeiter zu schaffen. Interessierte Betriebe erhalten bei der Planung und Umsetzung konkreter Maßnahmen sogar umfangreiche Unterstützung durch den Staat und die Krankenkassen. Doch welche Maßnahmen sind in der Praxis überhaupt erfolgversprechend?

betriebliche Gesundheitsförderung © Fotolia/fizkes

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Was ist betriebliche Gesundheitsförderung?

Bei der betrieblichen Gesundheitsförderung handelt es sich um einen ganzheitlichen Managementansatz, der sich nicht alleine auf die Anschaffung ergonomischer Bürostühle und die Einrichtung einer Salatbar in der Firmenkantine beschränkt. Charakteristischerweise umfasst die betriebliche Gesundheitsförderung eine Vielzahl an Handlungsstrategien, welche die Ebenen Arbeit, Mensch und Organisation verbinden, um im Unternehmen Gesundheitsressourcen aufzubauen – also für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter zu sorgen. Während sich die übliche Vorgehensweise auf das Rosinenpicken in Bezug auf einzelne gesundheitsschädliche Einflüsse und Stressoren im Arbeitsumfeld konzentriert, ist dies bei der betrieblichen Gesundheitsförderung anders.

Sie basiert auf dem ganzheitlichen Ansatz der Salutogenese. Das durch den Medizin-Soziologen Aaron Antonovsky entwickelte Konzept stellt den gesamten Menschen bzw. dessen Leben in den Fokus. Betriebliche Gesundheitsförderung umfasst also gemeinsame Maßnahmen von Gesellschaft, Arbeitnehmern und Arbeitgebern zur Förderung von Faktoren, die die Gesundheit und das Wohlbefinden trotz hoher Arbeitsbelastung fördern können. Dazu werden Ansätze wie die Stärkung persönlicher Kompetenzen, die Förderung der Mitarbeiterbeteiligung und die Optimierung von Bedingungen und Organisation am Arbeitsplatz miteinander verknüpft. Damit wirkt sich die BGF auch auf angrenzende Themengebiete wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die allgemeine Work-Life-Balance aus.

​Das sind die staatlichen Förderungen und Subventionen für die betriebliche Gesundheitsförderung

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Welche konkreten Ziele hat die betriebliche Gesundheitsförderung?

In einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt nimmt auch die Komplexität der BGF-Ziele zu. Die Arbeitsbelastung beschränkt sich schließlich nicht mehr nur auf anstrengende Tätigkeiten, die etwa den Rücken dauerhaft belasten oder potenzielle Risiken für Arbeitsunfälle bilden. Vielmehr bezieht die betriebliche Gesundheitsförderung auch zahlreiche gesundheitspsychologische Ziele ein. Schließlich befinden sich einer AOK-Studie zur Folge acht der zehn größten Belastungsfaktoren auf genau dieser Ebene. So etwa Lärm, hohes Arbeitstempo, Termin- und Leistungsdruck sowie dauerhafte Konzentration. Dementsprechend breit gefächert sind die Ziel- und Handlungsfelder der betrieblichen Gesundheitsförderung:

  • Etablieren eines gesundheitsgerechten Führungsstils
  • Gesundheitsförderliche Gestaltung der Arbeitsbedingungen
  • Schaffen einer bewegungsfördernden Arbeitsumgebung
  • Einführung einer gesundheitsgerechten Verpflegung im betrieblichen Umfeld
  • Verhaltens- und verhältnisbezogene Suchtprävention im Betrieb
  • Aktive Stressbewältigung und Stressprävention
  • Förderung des körperlich aktiven Arbeitens
  • etc.

Unter dem Strich zielt die betriebliche Gesundheitsförderung auf die menschengerechte Gestaltung von Unternehmensorganisation und Arbeit ab. Dies wiederum wirkt sich positiv auf die Unfallverhütung, die allgemeine Gesundheit am Arbeitsplatz sowie die Arbeitsmotivation und damit auch die Fehlzeiten von Mitarbeitern aus. Ausgaben für die BGF lohnen sich in jedem Fall. Einschlägige Studien von Fachverbänden wie dem Bundesverband der deutschen Betriebskrankenkassen bestätigen die Effizienz der betrieblichen Gesundheitsförderung. Mit einem Return On Investment-Verhältnis von eins zu drei stellt sich der ganzheitliche Ansatz nämlich auch aus ökonomischer Sicht höchst attraktiv dar. Letztendlich ergibt sich also eine lange Liste von Vorteilen für Unternehmen und Mitarbeiter.

Vorteile durch betriebliche Gesundheitsförderung

Unternehmen Mitarbeiter
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft Verringerung der körperlichen und psychischen Arbeitsbelastung
Höhere Mitarbeitermotivation durch eine stärkere Identifikation mit dem Unternehmen Besseres Betriebsklima und höhere Arbeitszufriedenheit
Sinkende Krankheits- und Produktionsausfälle führen zu Kostensenkungen Höhere Lebensqualität
Erhaltung und Verbesserung der Leistungsfähigkeit aller Mitarbeiter Aktive Mitbestimmung bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsabläufe
Verbesserung des Unternehmensimages Zunahme der eigenen Leistungsfähigkeit im beruflichen und privaten Umfeld

Praktische Umsetzung der betrieblichen Gesundheitsförderung

Die möglichen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung sind mindestens ebenso vielfältig wie die Zahl der vorhandenen Stressoren. Dementsprechend reicht das Spektrum von gesunder Kantinenkost und flexiblen Arbeitszeiten über aktive Mobbing-Prävention bis hin zu Rückenkursen, Weiterbildungen zum Stressmanagement und Kursen zur Tabakentwöhnung. Da jeder Betrieb anders ist und sich die potenziellen Stressoren stark unterscheiden, macht es wenig Sinn, aus heiterem Himmel oberflächlich gut klingende Maßnahmen einzuführen. Nur, wer die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter kennt und sich deren Unterstützung sichert, wird mit seinen Maßnahmen auch Erfolg haben. Vor der Umsetzung müssen Unternehmen daher einige konkrete Schritte beachten:

  1. Unterstützung sichern: Wichtig ist hier neben der Information der Belegschaft und der Führungskräfte auch deren aktive Einbindung. Z. B. über die Schaffung eines Projektteams aus Vertretern aller Ebenen und Abteilungen.
  2. Abklären des Handlungsbedarfs: Auch wenn der Krankenstand aktuell niedrig ist, ist die frühzeitige Planung für die betriebliche Gesundheitsförderung wichtig. Eine Ist-Analyse deckt sowohl bereits zutage getretene Probleme als auch potenzielle Probleme für die Zukunft auf.
  3. Ausarbeiten von Handlungsoptionen: Anhand des identifizierten Handlungsbedarfs definieren die Projektverantwortlichen, was durch Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung erreicht werden soll. Zudem erfolgt die Auswahl konkreter Maßnahmen.
  4. Einbinden der Mitarbeiter: Sobald Ziele und grobe Maßnahmen definiert sind, müssen die Mitarbeiter aller Ebenen informiert und in die Planung einbezogen werden. Verbindungs- und Gestaltungsaufgaben übernehmen hier die Vertreter jeder Abteilung bzw. Ebene.
  5. Suche nach Kooperationspartnern: Für die Umsetzung vieler Maßnahmen braucht es praktisches oder beratungstechnisches Know-how. Gute Anlaufstellen sind beispielsweise Betriebe mit bereits aktiver betrieblicher Gesundheitsförderung, Dienstleister wie Ernährungsberater und Physiotherapeuten oder die Sozialversicherungsträger. In Deutschland sind die Krankenkassen nach § 20a Abs. 1 Satz 1 SGB V dazu verpflichtet, in Unternehmen entsprechende Leistungen zur Gesundheitsförderung zu erbringen. Für Unternehmen macht es an dieser Stelle Sinn, an die gesetzliche Krankenkasse heranzutreten, bei der die meisten Mitarbeiter versichert sind.
  6. Durchführen der Maßnahmen: Damit möglichst viele Mitarbeiter die betriebliche Gesundheitsförderung wahrnehmen, muss ein niederschwelliger Zugang gewährleistet sein. Darüber hinaus sollte die Führungsebene mit gutem Beispiel vorangehen und die Angebote selbst regelmäßig wahrnehmen und kommunizieren.
  7. Wirkung analysieren und Weiterentwicklungspotenziale erkennen: Der Erfolg der ergriffenen Maßnahmen kann nur durch einen regelmäßigen Soll-Ist-Vergleich ermittelt werden. Hier stehen sowohl qualitative als auch quantitative Instrumente wie zum Beispiel Krankenstatistiken oder Fragebögen zur Mitarbeiterzufriedenheit zur Verfügung.

Beispiele für erfolgreich umgesetzte betriebliche Gesundheitsförderung

Beispiel 1 – Betriebliche Krankenversicherung

Infolge der schweren Erkrankung eines Mitarbeiters hat sich der Bauzulieferer Algeco dazu entschlossen, seine rund 330 Beschäftigten über eine betriebliche Krankenversicherung zusätzlich abzusichern. Bedingt durch die hohe Anzahl der Versicherten in diesem Gruppentarif, entfällt die Gesundheitsprüfung jedes einzelnen Mitarbeiters. Damit kommen dank des Solidargedankens auch Mitarbeiter mit Vorerkrankungen sowie ältere Mitarbeiter in den Genuss zusätzlicher Absicherungen wie einer Zahnzusatzversicherung oder eines Krankentagegelds. Nach der Einführung der Maßnahme beobachtete die Algeco GmbH geringere Fehlzeiten, eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit und eine längere Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter.

Beispiel 2 – Gesundheitsfördernde Führungskultur

Dass betriebliche Gesundheitsförderung auch in Kleinbetrieben umgesetzt werden kann, zeigt die Konditorei und Kaffeerösterei »Das Caféhaus«. Um die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeiter im Alltag zu fördern, legt die Führung großen Wert auf die aktive Wertschätzung und kombiniert diese mit gesundheitsförderlichen Anreizen. So schaffte das Unternehmen für seine rund 20 Mitarbeiter in Kooperation mit einem Fitnessstudio beispielsweise Fahrräder für den Arbeitsweg an. Zudem verschenkt das Unternehmen zu besonderen Anlässen Gutscheine für ein Fitnessstudio. Ergebnis der Maßnahme ist ein Krankenstand von unter einem Prozent und ein verbesserter Zusammenhalt im Team.

Beispiel 3 – Yoga für den Rücken

Als Versicherungsunternehmen weiß die Süddeutsche Krankenversicherung natürlich um die Vorzüge der betrieblichen Gesundheitsförderung. Also rief das Unternehmen mit rund 650 Mitarbeitern schon im Jahr 2009 infolge einer Mitarbeiterbefragung eine Yogagruppe ins Leben. Um die arbeitsplatznahe Durchführung zu garantieren, übernahm das Unternehmen die Organisation und richtete dafür eigene Räumlichkeiten ein. Nachträglich durchgeführten Mitarbeiterbefragungen zur Folge führen die meist komplett ausgebuchten Kurse zu einer deutlichen Linderung von Rückenschmerzen am Arbeitsplatz und einem entspannteren Arbeitsklima.

Beispiel 4 – Burnout-Prävention

Zunehmender Stress führt zu immer mehr Fällen von Burnout. Um diesem Phänomen vorzubeugen, führte die pme Familienservice GmbH nach einer Mitarbeiterbefragung im Jahr 2011 ein Präventionsseminar ein. Unter dem Titel »Team-Burnout vorbeugen« werden interessierte Mitarbeiter seither über einen besseren Umgang mit Stress aufgeklärt und erfahren, wie sich Stress gemeinsam im Team besser bewältigen lässt. Im Rahmen des Wochenendseminars bekommen Mitarbeiter von erfahrenen Referenten ebenfalls individuelle Strategien für die Stressbewältigung an die Hand. Ergebnis des Engagements ist der erste Platz im Arbeitgeber-Ranking des Magazins FOCUS in der Kategorie »Gesundheit und Soziales«.

Beispiel 5 – Betriebliche Gesundheitsförderung durch einen Gesundheitstag

Auch für die Feintool System Parts Jena GmbH war eine Mitarbeiterbefragung der Stein des Anstoßes für die betriebliche Gesundheitsförderung. Auf Wunsch der rund 200 Mitarbeiter führte das Unternehmen einen Gesundheitstag ein. Neben Vorsorgeuntersuchungen durch medizinisches Personal in einem »Gesundheitsmobil« gehören auch Übungen zum richtigen Heben und Tragen sowie die Bewältigung von Stresssituationen in einem Fahrsimulator zu den Angeboten. Für seine Bemühungen um die betriebliche Gesundheitsförderung erhielt das Unternehmen das Gütesiegel der Berufsgenossenschaft.

Betriebliche Gesundheitsförderung ist ein Gemeinschaftsprojekt

Im Angesicht des demografischen Wandels und der dynamischen Veränderung zahlreicher Arbeitsumfelder wird auch die betriebliche Gesundheitsförderung immer wichtiger. Nur auf diesem Weg sind die Zufriedenheit, Motivation und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter und damit auch der Unternehmenserfolg nachhaltig gewährleistet. Die konkrete Ausprägung richtet sich jedoch nach dem Ergebnis der Bedarfsanalyse in jedem einzelnen Unternehmen und führt nur über die enge Zusammenarbeit von Führungskräften und Mitarbeitern aller Ebenen.